Weißstörche in unserem Biotop „Grafschaft“
Vorausgegangen war die Überlegung, dass im Zuge des spürbaren Klimawandels sich auch das bisherige Brutgebiet des Weißstorches auch nördlich der Main-Linie weiter nach Norden und höher über N.N . ausdehnen könnte. Bevor aber die Überlegung, ob eine Brut möglich sei, überhaupt Bedeutung erlangen kann, muss geklärt werden, ob die wichtigste Grund-Voraussetzung erfüllt ist, nämlich, ob das Nahrungsangebot als ausreichend angesehen werden kann.
Hierzu muss man wissen, dass nach allen Erfahrungen von Fachleuten davon ausgegangen werden kann, dass ein Weißstorchen-Paar ein Brutgebiet dann akzeptiert, wenn in einem Umkreis von 5 Km die Voraussetzungen vorliegen, problemlos die Nahrung zur Aufzucht von Jungstörchen vorzufinden.
Das weit gefächerte Nahrungs-Spektrum des Weißstorches - vom Wurm über Insekten, Fröschen bis zu Mäusen und im Notfall auch Aas oder menschliche Nahrungsabfälle – zeigt, dass er ein Nahrungs-Opportunist ist und der adulte Weißstorch fast überall in der Lage ist, zu überleben.
Da der Jungstorch schon sehr früh in der Lage ist, auch größere Futterstücke aufzunehmen und nicht auf eine spezielle Nahrung angewiesen ist, besteht auch diesbezüglich kein größeres Problem.
Die Überlegung, was ein Weißstorch auf rund 80 Quadrat-Kilometern (!) im Umkreis um Rothenbach an Nahrung finden könnte, führte in Anbetracht der geringen Entfernungen zu dem Elbbach-Tal, dem Rotbach-Tal, dem Saynbach-Tal, dem Wiesensee sowie der Westerwälder Seenplatte zu keinen ernsthaften Bedenken.
Nachdem all diese Fragen umfassend abgeklärt waren, blieb eigentlich nur noch die alles entscheidende Frage: Welche Umstände veranlassen den Weißstorch, in bestimmten Gebieten zu brüten und andere Landschaften konsequent zu meiden.
Ein ganz bedenklicher Umstand in diesem Zusammenhang war, dass der früher im südlichen Rheinland-Pfalz weit verbreitete Weißstorch Ende der 1960er Jahre immer seltener gebrütet hat und nach 1973 in Rheinland-Pfalz erst mal ganz fehlte, obwohl es sich bei dem früheren Brutgebiet um eine klimatisch bevorzugte Landschaften handelte.
Und diesbezüglich muss man davon ausgehen, dass der Westerwald in früheren Zeiten sicher nicht zu den klimatisch bevorzugten – sprich wärmeren - und damit auch nicht zu den Bruterfolg versprechenden Landschaften zählte.
Und damit ist eigentlich auch klar, warum nach den seit 1904 erfolgten Aufzeichnungen des früheren „Bund für Vogelschutz“ und späteren „NABU“ keine Weißstorchen-Bruten im Westerwald bekannt sind.
In den 1980er Jahren haben dann Storchenfreunde aus dem früheren Brutgebiet im südlichen Rheinland-Pfalz versucht, dem Weißstorch Anreize zu geben, wieder zurückzukommen.
Das hat dann in den 1990er Jahren in den früheren Brutgebieten tatsächlich wieder zu Ansiedlungen und Bruterfolgen geführt, so dass heute wieder von einem gesicherten Bestand in Rheinland-Pfalz ausgegangen werden kann.
Bis in den Westerwald hatte sich dieser Trend damals aber nicht fortgesetzt. Das hatte sicherlich hauptsächlich damit zu tun, dass die Neubesiedelung der Pfalz in den 1990er Jahren noch nicht zu einem Zuwachs geführt hatte, der zwangsweise eine Weiterverbreitung zur Folge hatte und der Westerwald auch noch von früheren klimatischen Verhältnissen geprägt war und damit als Verbreitungsgebiet noch nicht in Frage kam. Trotz der Leugnung des Klimawandels durch einige Unbelehrbare kann man sehen, dass sich mittlerweile die Nilgans, die sich namentlich aus ihrem Herkunftsgebiet in Afrika bis in den Westerwald verbreitet hat, sich hier bei uns sozusagen „sauwohl“ fühlt. Die Liste der Neubürger in unserer Heimat, die aus südlichen Regionen hier eingewandert sind, ließe sich noch weiter fortführen, jedoch ist dies recht unerheblich für die Beurteilung der Situation bei den Weißstörchen.
Nachdem sämtliche in Frage kommenden Umstände besprochen waren und auch Rat durch erfahrene Storchenkenner eingeholt worden war, ging der Vorschlag des Vorsitzenden in die entscheidende Beratung im Vereinsvorstand. Nicht zuletzt war die Frage zu klären, wie hoch die Kosten für das Vorhaben seien und ob sich der Verein diesen Aufwand problemlos leisten könnte. Der gesamte Vorstand hat hinter dem Vorsitzenden gestanden und für das Vorhaben gestimmt und die Kosten genehmigt. Nachdem der benötigte Mast angeschafft war und damit grundlegende Maße bekannt waren, konnte mit dem Bau begonnen werden.
Im Winter 2015 hat unser Vereinsmitglied Lukas Hoffman dann den Grundkorb für den Horst geschweißt und im Frühjahr 2016 wurde der Mast zu dem Aufstellplatz transportiert und an der vorher einbetonierten massiven Stahlkonstruktion aufgerichtet.
Und auf Anraten einer Fachfrau wurde der Horst so vorgefertigt, als sei er schon einmal als Nest benutzt worden.