Storchenbrut 2022

Nachdem die Weißstorchen-Brut in Rothenbach im Jahre 2021 eine echte Sensation gewesen war, war natürlich die Frage: Wie geht es weiter ?

 

Im Frühjahr 2022 haben alle westerwälder Storchenfreunde auf die Rückkehr von Lotta und Kasimir gehofft.

Die Hoffnung ging im März in Erfüllung. Am 22.03.2022 um 16:00 Uhr stand Kasimir zum ersten Mal auf seinem Horst und am nächsten Tag  um 15:00 Uhr gesellte sich Lotta zu ihm. Die Kunde davon ging natürlich wie ein Lauffeuer durch den Westerwald.

Und natürlich ließen die Beiden keine Zeit verstreichen. Bei schönstem Frühlingswetter konnte man sie bei der Nahrungssuche und bei der Kopulation beobachten.

Am 31. März kam es zu einem Kälte-Einbruch, der zu winterlichen Verhältnissen mit Schneefall und Frost führte.

 

Trotz dieses widrigen Wetters begann das Brutgeschäft am 9. April. Am 11. April setzte dann Gott sei Dank Wetterbesserung ein, allerdings blieb es recht kühl und wechselhaft. Aber die Beiden ließen sich nicht beirren und brüteten stoisch auch bei schlechtem Wetter.

Am 11. Mai dann der Schlupf von 3 Jungstörchen, die recht schnell wuchsen und gleich groß waren, was Anlaß zu der Hoffnung gab, dass in diesem Jahr 3 Jungstörche groß würden.

Bei den Fütterungen konnte man deutlich 3 gleich starke Jungstörche um Futter betteln sehen. 

So ging das den gesamten Mai über weiter und auch die erste Juni-Woche. Am 9. Juni wurde sogar 1 Jungstorch dabei beobachtet, dass er unbeholfen aufgestanden war.

 

 

Allerdings zog dann in der Nacht ein Unwetter über das Land mit kaltem Starkregen und Sturm.

 

Am 10. Juni morgens waren nur 2 Köpfchen bei der Fütterung zu sehen und die Sorgen waren groß. Nachmittags um 15 Uhr wurde mit dem Handy gefilmt, wie Lotta versuchte, einen toten Jungvogel aus dem Horst zu befördern. Dafür hat sie wohl länger gebraucht, aber letztendlich hat sie es wohl doch geschafft, denn ab dem 12. Juni waren definitiv nur noch 2 Jungstörche im Horst.

Der Verlust eines Jungen hat keine Auswirkungen darauf gehabt, wie sich die Elterntiere gegenüber den beiden überlebenden Jungen verhielten.

Das Leben geht weiter – so ist die Natur.

 

 Die Altstörche fanden offenbar problemlos ausreichend Nahrung für sich und die Jungen und es war ein Freude, zu beobachten, wie gierig die Jungen auf ihre Nahrung waren.

Diese Beiden wuchsen bei guter Fütterung durch die Eltern zügig und waren bereits um den 10. Juli  in der Größe kaum noch von den Altvögeln zu unterscheiden.

Ab  da waren sie bei jeder Gelegenheit ( Wind ) mit Flugversuchen beschäftigt.

Die Eltern waren immer mehr damit beschäftigt, die Jungen aus dem Horst zu locken und dabei konnte man am 11. Juli sehen, wie sich Lotte mitten in der freien Wiese in der Nähe des Horstes in die Wiese setzte – das hatte man noch nie bei ihr beobachten können.

Das war wohl ein eindeutiger Hinweis für ihr beiden Jungen, dass sie keine Angst zu haben brauchten.

Und die Beiden beobachteten ihre Eltern vom Horst aus ganz genau.

Und am 18. Juli wurden die beiden Jungstörche zum ersten Mal in den Wiesen in der Nähe des Horstes zu sehen und am 22. Juli machten sie mit den Eltern einen Rundflug über Rothenbach.

Die Eltern zeigten ihnen offenbar den Umgang mit der Thermik, denn sie stiegen zusammen hoch über die Rothenbacher Lay.

Ab diesem Tag haben die Jungen Rothenbach und die umliegenden Ortschaften erkundet.

Ein bevorzugter Aufenthaltsort war in Rothenbach der District Bornwiese in der Nähe der B 255, was zu der Befürchtung Anlass gab, dass durch die Nähe der viel befahrenen Straße eine größere Gefahr bestünde.

Aber auch diese Bedenken waren überflüssig, weil die beiden Jungen zunehmend geschickt im Fliegen wurden.

Und sie trauten sich auch bedenklich nahe an die großen landwirtschaftlichen Maschinen bei der Heuernte.

Offenbar war hier so viel Nahrung zu finden, dass sie sich kaum zurückhalten konnten.

Die Autofahrer auf der B 255 bekamen ein schönes Bild zu sehen, wenn links der Fahrbahn die beiden Jungstörche standen und rechts die beiden Elterntiere auf Nahrungssuche waren.

 

Die Jungstörche sind noch leicht an ihrem dunklen Schnabel von den Eltern zu unterscheiden.

Der Juli 2022 war zunehmend heiß und auch den Störchen war es sichtlich etwas zu warm. Das konnte man immer wieder daran erkennen, dass sie mit weit geöffnetem Schnabel versuchten, ihre Körpertemperatur abzusenken.

Ein bis dahin nur aus der Literatur bekanntes Verhalten zeigte sich Ende des Monats Juli erstmals – ganz ausgeprägt bei unserer Lotta – nämlich:

Wenn die Sonneneinstrahlung zu stark wird, versuchen Störche ihre langen Beine dadurch zu schützen, dass sie beim Koten absichtlich ihre Beine mit dem weißen Kot beschmutzen und dadurch die Sonneneinstrahlung effektiv eindämmen können. 

So war dann zu sehen, dass unsere schicke Lotta plötzlich nicht mehr mit roten Beinen in der Wiese stand, sondern mit sommerlichen weißen Beinen.

Was für ein herrlicher Anblick und welch schönes Erleben von tierischer Intelligenz.

Lotta und Kasimir erholten sich in und rund um Rothenbach noch von der anstrengenden Zeit der Jungenaufzucht. Ihre beiden Jungen hielten meist ein wenig Abstand von ihnen, vor allem, als sich zwei fremde Altstörche zu ihnen gesellten. Es war ungewohnt, aber phantastisch schön. Diese Gruppe von 6 Weißstörchen hielt sich in und um Rothenbach zur stressfreien Stärkung für die kommende große Reise auf.

 

 

 

Am 9. August wurde diese gesamte Gruppe zum letzten Mal am Elbbach in der Gemarkung von Brandscheid beobachtet.

Dann haben sie wohl ihre Reise nach Afrika angetreten.

Wir können Lotta und Kasimir und ihren beiden Freunden nur eine gute Reise wünschen und auf eine gesunde Rückkehr im nächsten Jahr hoffen.

Und den beiden Jungen wünschen wir und ein gutes Leben in den nächsten 3 Jahren und dann – wenn sie geschlechtsreif sind – eine Rückkehr nach Rothenbach, um ihrerseits eine Familie zu gründen und im Westerwald Junge aufzuziehen.

Das wäre eine unsägliche Freude.