Bau einer Vogelfutter-Station
Es gibt viele Gründe und Argumente für und wider die Vogelfütterung an sich. Wenn Wildvögel grundsätzlich auf menschliche Fürsorge angewiesen wären, gäbe es ja sicherlich überhaupt keine Wildvögel. Denn seit hunderten Millionen Jahren tummeln sich die Vögel auf der Welt, schon lange bevor der Mensch überhaupt auftauchte. Und über hunderttausend Jahre war der Mensch selbst nicht in der Lage, überhaupt etwas abzugeben – weil er selbst nicht genug hatte. Daraus ergibt sich eindeutig, dass die Wildvögel nicht auf Menschen angewiesen sind, denn sie sind ein eigenständiger Teil der Natur und deshalb auch selbstständig lebensfähig. Aus diesen Tatsachen heraus käme man zu dem Schluss, dass Vogelfütterung unnötig und überflüssig ist.
Nun haben in grauer Vorzeit die Menschen beobachtet, wovon sich Vögel ernähren und prompt deren Nahrungsgrundlage für sich selbst erschlossen. Dem Menschen war es aber nicht genug, aus dem Wildgetreide in mühsamer Arbeit einzelne Körnchen zu sammeln, wie es die Vögel machen. Nein, er hat zuerst einmal die Wildpflanzen auf höheren Ertrag getrimmt. Für den Anbau seines Getreides hat er natürlich viel mehr Fläche gebraucht und deshalb die freie Natur ganz extrem zu seinem Vorteil verändert. Für die Wildvögel war dieses einerseits auch ein Glücksfall, weil das Getreide der Menschen auch Nahrung der Vögel sein konnte. Über tausende von Jahren hat der Mensch dann versucht, die Wildvögel davon abzuhalten, „sein“ Getreide zu fressen. Und der Mensch hat rücksichtslos die gesamte Natur für seine Zwecke so verändert, dass heute kaum noch etwas übrig ist von der ursprünglichen Natur – aus der die Vögel und der Mensch gemeinsam gekommen sind. Aber es ist trotzdem erst seit gut einhundert Jahren bei den Menschen üblich, das schlechte Gewissen gegenüber dem Mitgeschöpf Wildvogel durch Vogelfütterung zu beruhigen – wohl wissend, dass diese angebotene Hilfe nicht wirklich „natürlich“ und auch mit negativen Seiten belastet ist. Aber so ist ja der Mensch, nach dem Motto: „Ich habe dir zwar erst alles abgenommen, aber dir ja dann auch Hilfe angeboten, der Rest ist deine Sache“.
So kommt man zu dem Schluss, dass der Mensch die Natur so für seine Zwecke verändert hat, dass die Vögel andererseits – zumindest in den dicht bewohnten und bewirtschafteten Gebieten – ihr natürliches Leben nicht mehr ohne Probleme bewältigen können.
Und hieraus ergibt sich dann auch die Berechtigung, überhaupt über die Vogelfütterung nachzudenken. Rechtlich gilt hierzu nur das Naturschutzgesetz, das die normale Vogelfütterung nicht als unzulässigen Eingriff in die Natur deklariert.
Man kann also letztendlich zu dem Schluss kommen, dass es sich bei der Fütterung der Wildvögel wirklich um eine – wenn auch nicht unbedingt notwendige, dann doch zumindest gut gemeinte - Hilfe handelt.
Hier setzt aber dann schon die nächste Überlegung an:
Wie schaffe ich es, dass das, was ich tue, wirklich eine Hilfe ohne negative Seite bleiben wird ?
Also bleibt zu klären :
- welchen Vogelarten will ich helfen ?
- was brauchen diese Vogelarten als natürliches Futter ?
- wie kann ich verhindern, dass sich negative Entwicklungen ergeben ?
Diese Überlegungen sind bei einer Futteranlage in bebauten Gebieten nicht sehr schwierig, da nur ein relativ kleiner Kreis der Wildvögel die menschliche Hilfe dauerhaft für sich erschlossen hat. Und das sind die Wildvögel, die kein Problem mit der Nähe der Menschen haben, und es handelt sich hierbei überwiegend um Körnerfresser.
Die viel wichtigere Überlegung besteht darin, ob ich in der Lage bin, eine sichere Futterstation anzubieten.
In wirklichen Notzeiten wird das Futter eine magische Anziehungskraft für die notleidenden Vögel entwickeln und sie werden trotz aller Gefahr den Futterplatz aufsuchen.
Wurde dieser dann unüberlegt angelegt, kann er sich zu einem lebensgefährlichen Terrain für die Futter suchenden Vögel entwickeln.
Denn der Sperber gehört sicher nicht zu den dummen Vögeln und wenn der merkt, dass an einer ungeschützten Stelle sich immer Kleinvögel aufhalten, wird sein Jagdflug ganz sicher zu einer solchen Futterstelle führen.
Das könnte dann statt zu einer gutgemeinten Hilfe zu einem heftigen Aderlass unter den Kleinvögeln führen – was sicherlich in dem Maße niemand möchte.
Also ist es zu allererst wichtig, einen Platz bieten zu können, an dem die Kleinvögel nicht schutzlos dem Beutegreifer ausgeliefert sind. Das sind z.B. Stellen innerhalb von lebenden Hecken oder Gebüschen in denen sich die Kleinvögel sicher aufhalten können. Diese Stellen sind auf jeden Fall zu bevorzugen.
An solchen Stellen ist auch fast jede mit Verstand hergestellte Futterstelle verwendbar.
Wenn man solche idealen Plätze aber nicht zur Verfügung hat und trotzdem das tolle Erlebnis am Vogelfutterhaus für sich oder – auch sehr wichtig – für Kinder haben möchte, muss man sich überlegen, wie man es schaffen kann, eine Vogelfutterstation zu betreiben, ohne die auf das Futter angewiesenen Vögel in irgend einer Weise zu gefährden.
Die für einen solchen Zweck geeignete und aus jahrelanger Erfahrung als optimal anzusehende Anlage möchte der SEN Rothenbach e.V. Ihnen hiermit vorstellen und Ihnen auch eine Bauanleitung bieten.
Die Erfahrungen haben zu diesen grundsätzlichen Anforderungen geführt:
- Nach dem Anflug müssen die Kleinvögel sich sicher fühlen können.
- Das Futter muss auch bei nasser Witterung trocken angeboten werden.
- Auch sollte Fettfutter - z.B. Meisenknödel - geschützt angeboten werden können.
- Es soll sich um einen Automaten handeln, der leicht nachzufüllen ist.
- Keinesfalls soll es möglich sein, dass Futter durch Kot verunreinigt wird.
Also kommen wir zum Bau einer solchen Anlage.
Der Grundriss wurde angenommen mit 40 x 40 cm und der Aufbau mit ca. 50 cm Höhe.
Dabei handelt es sich um die Maße der gebauten Anlagen.
Das ist jedoch nicht feststehend und die Anlagen können natürlich im Maßstab vergrößert oder verkleinert nachgebaut werden.
Die Funktion als Automat ergibt sich durch den als Schräge eingebauten unteren Teil der Rückwand.
Eine Futter-Rinne ergibt sich durch ein schmales waagrechtes Brett unter dem Ende der schrägen Rückwand und ein schmales senkrechtes Brett auf dem waagrechten Brett.
Der Einbau der durchgehenden Vorderwand sollte mit einem Abstand von nicht mehr als 2 cm vom waagrechten Brett der Futter-Rinne erfolgen, damit nicht unkontrolliert viel Körnerfutter nachlaufen kann.
Dieser Riss dürfte hilfreich sein, um die Montageposition der Vor- und Rückwand zu erkennen.
Also beginnt man, zwischen den zwei Seitenwänden ( im Beispiel 25 x 50 cm ) die einteilige Vorderwand und die 3-teilige Rückwand zu montieren, wobei die Futterklappe nicht fest montiert, sondern mit Scharnieren an dem darunter liegenden Teil der Rückwand so anzuschlagen, dass die Klappe leichtgehend abgeklappt werden kann.
Wie Sie auf dem Foto erkennen können, wurde die Anlage so gebaut, dass 2 verschiedene Futtersorten einfach durch ein Brett getrennt angeboten werden können ( z.B. Sonnenblumenkerne und Getreidekörner ).
Wobei die Erfahrung zeigt, dass ganze Getreidekörner nicht so gerne angenommen werden, diese sollten besser geschrotet sein und großflächig verstreut werden.
Damit die anfliegenden Vögel bei der Futteraufnahme relativ geschützt sind, haben wir vor der Vorderwand noch einen relativ großen Bereich mit Latten eingefasst, die vor Beutegreifern schützen.
Die Rückseite der Anlage wurde so gestaltet, dass das Futter-Silo leicht zu erreichen ist und somit auch leicht Futter nachgefüllt werden kann.
Der Riegel an der Klappe stößt einfach in eine Aussparung in dem Dach und verschließt
so einfach und effektvoll die Klappe und sorgt dafür, dass der Futtervorrat vor Nässe geschützt ist.
Diese Futter-Anlage ist praxiserprobt und über viele Jahre nutzbar, wenn der Regenschutz ausreichend groß und haltbar gestaltet ist.
Solche Anlagen sichert der SEN Rothenbach e.V. grundsätzlich mit sogenannter Schweißbahn aus dem Dachdecker-Handel.
Die Schweißbahn wird passend zugeschnitten, mit dem Gasbrenner erhitzt und auf die Dachbretter aufgeklebt.
Eine seitliche Sicherung mit Dachpappstiften ist zwar nicht unbedingt nötig, wird aber grundsätzlich vorgenommen, weil nicht alle Situationen vorhersehbar sind ( z.B. extreme Sonneneinstrahlung und dadurch Erhitzung bis zur denkbaren Ablösung ).
Soll die Anlage frei im Gelände aufgestellt werden, bietet es sich an, das ganze Teil auf einen stabilen Bock zu stellen, der allerdings so gestaltet sein sollte, dass auch böige Winde nicht die ganze Anlage umwerfen können.
Der SEN hält hierfür ein Quadrat der Füße von 100 x 100 cm bei 90 cm Höhe für ausreichend.
Ein solcher Bock aus Holz ist natürlich sehr der Witterung ausgesetzt und vor allem die unteren Latten-Enden als Füße sind sehr gefährdet.
Zum Schutz der Holzständer bieten sich 20 mm-Alu-Rohre an, die - auf 20 cm Länge geschnitten – jeweils 10 cm in die Ständer eingelassen werden ( Bohrloch mit einem
20 mm Forstner-Bohrer ). Zur Sicherheit werden die Rohre im Ständer seitlich angebohrt und durch einen verzinkten Nagel gesichert.
Dadurch hat man dann die Möglichkeit, den Bock auch in unebenem Gelände sicher zu platzieren, ohne dass die Ständer sofort der Fäulnis anheimfallen.
Für die einfache Unterbringung der gesamten Anlage bietet es sich an, das Futterteil nicht fest auf den Bock zu montieren, sondern mittels Steckbolzen einfach ver- und entriegeln zu können.
Nun braucht es zum Abschluss nur noch ein großzügig bemessenes Dach, damit die Anlage auch bei schlechter Witterung ihren Zweck erfüllen kann.
Die sinnvolle Gestaltung der Dachdeckung wurde vorstehend bereits beschrieben.
Und so sieht die komplette Anlage dann aus und kann sich auch als Element auf einem Rasen durchaus sehen lassen.
Der Verein Schutz Einheimischer Natur – SEN Rothenbach e.V.
wünscht Ihnen gutes Gelingen beim Bau und viel Spaß bei der Winterfütterung.