Aktuelles aus der Presse
Lange Zeit gab es im Westerwald keine Störche. Inzwischen hat das Weißstörchepaar Lotta und Kasimir in Rothenbach bereits zum fünften Mal Junge großgezogen. Auch in diesem Jahr schlüpften in dem Nest unweit des Westerwaldsteigs wieder zwei Störche – ein toller Erfolg für den Naturschutzverein SEN aus Rothenbach, der den Horst im Jahr 2016 aufgestellt und hergerichtet hat.
Mittlerweile berichten immer mehr Menschen von Storchsichtungen in der Region.
Eine Gruppe, die aus ungefähr 25 Weißstörchen besteht, wurde den Sommer über mehrfach im oberen Westerwald fotografiert. Laut der Weißstorcherfassung des Nabu sind Lotta und Kasimir allerdings noch immer die einzigen Störche, die im Westerwald brüten. Bei der großen Gruppe handelt es sich höchstwahrscheinlich um Jungtiere, die noch nicht geschlechtsreif sind, erklärt Klaus Huber, der Vorsitzende des Rothenbacher Naturschutzvereins. Weißstörche beginnen erst mit etwa fünf Jahren mit dem Brüten und können über 20 Jahre alt werden.
Dass der SEN-Horst im Jahr 2021 erstmals als Brutstätte angenommen wurde, war keineswegs selbstverständlich. Schließlich hatte es mehr als 100 Jahre lang keine Weißstorchenbrut im Westerwald gegeben. In Rheinland-Pfalz galten die Zugvögel sogar bis 1996 als ausgestorben. Erst in jüngerer Vergangenheit kamen wieder mehr Störche zum Brüten in die Pfalz und ins Rhein-Main-Gebiet. In den nördlichen Landesteilen blieben Sichtungen allerdings zunächst die Ausnahme.
„Der Westerwald ist eigentlich kein klassisches Storchengebiet“, erklärt Huber. Früher war das Klima in der Mittelgebirgsregion für die Zugvögel zu kalt und zu rau. Inzwischen sind die Durchschnittstemperaturen allerdings durch den Klimawandel gestiegen, weshalb der Storchenexperte vor etwa zehn Jahren die Idee hatte, einen Horst einzurichten.
Anfangs sei der Naturschutzverein dafür meist belächelt worden, erinnert sich der 75-Jährige. Doch nach ein paar Jahren des Wartens gab ihm der Erfolg schließlich recht. Als Lotta und Kasimir vor vier Jahren ihre ersten Westerwälder Storchenjungen zur Welt brachten, war das eine kleine Sensation, die überregional für Schlagzeilen sorgte. Seitdem ist der zehn Meter hohe Horst im Frühjahr und Sommer eine beliebte Fotoattraktion.
Mittlerweile sind 14 Störche in Rothenbach geschlüpft und aufgewachsen. Zehn von ihnen wurden beringt, sodass sich ihre Herkunft auch in Zukunft nachvollziehen lässt. Ob Lottas und Kasimirs Nachwuchs irgendwann im Westerwald brüten wird, ist laut Huber allerdings schwer vorherzusehen.
„Weißstörche sind häufig Koloniebrüter“, erklärt der SEN-Vorsitzende. Zwar beansprucht jedes Storchenpaar seinen eigenen Horst. Die Neste befinden sich aber oft in Sichtweite anderer Störche. Das Rothenbacher Paar hält beim Brüten hingegen lieber Abstand zu seinen Artgenossen. Wenn der Nachwuchs der Wäller Störche das Koloniebrüten bevorzuge, werde er in der Region eher nicht fündig, vermutet der Naturschützer.
Das Nahrungsangebot für die Zugvögel scheint inzwischen aber durchaus gut zu sein. Im Umkreis des Rothenbacher Horsts gibt es zahlreiche Feuchtgebiete wie das Elbbachtal, das Saynbachtal und die Westerwälder Seenplatte. Dort finden die Vögel in ausreichender Menge Frösche, Fische oder Insekten, was auch die Sichtung der Jungstorch-Gruppe bestätigt.
Die Brut- und Aufzuchtzeit 2025 geht übrigens in diesen Tagen schon zu Ende. Nach etwa neun Wochen im Nest werden die Jungen flügge. Sie unternehmen dann erste Flugversuche und bleiben noch eine Weile in der Nähe des Horsts. Ende August oder Anfang September ziehen die Vögel dann nach Afrika.
Mit Beginn des kommenden Frühjahrs beginnt dann wieder das Warten auf Lotta und Kasimir – und das Hoffen der Storchenfans im Westerwald, dass in Zukunft vielleicht noch mehr Paare einen Horst im Westerwald als Brutstätte wählen. Naturschützer aus der Region haben bereits weitere Nistplätze geschaffen. Nun müssen diese nur noch angenommen werden.
Rhein-Zeitung vom 20.08.2025
Originalartikel hier:
Die Darstellung der Artikel aus der Rhein-Zeitung erfolgt mit (freundlicher) Genehmigung der Rhein-Zeitung/Westerwälder Zeitung.
Naturschutzverein Hahn am See e.V.
Filmvorführung Storchenbrut in Rothenbach Am 14.02.2025, 19:00 Uhr, wurde der Film „Storchenbrut in Rothenbach“ im Gemeindezentrum Hahn am See gezeigt.
Die Premiere des Films war am 15.09.2022 im Petermännchen Theater in Rothenbach. Der Storchenfilm wurde von dem Naturfilmer Stefan Tannenberg aus Koblenz für
den Rothenbacher Naturschutzverein SEN Rothenbach e. V. erstellt.
Der Initiator und Vorsitzende des Vereins, Klaus Huber, steuerte noch Filmmaterial- und Fotos des Geschehens dazu. Er handelt über die sensationelle Brut von Weißstörchen im Jahr 2021 in Rothenbach.
Im Biotop „Grafschaft“ ist im Frühjahr 2016 eine Nisthilfe (Horst) für den Weißstorch aufgestellt worden. Nach einer langen Zeit des Wartens erfolgte die erste Sichtung eines Weißstorches am 11.
April 2021. Nilgänse hatten den Horst in den Jahren zuvor belegt.
Das Storchenpaar (Kasimir und Lotta), das im Frühjahr 2021 zusammenfand, hatte zwei Junge großgezogen. Die Brutzeit betrug 30 Tage, nach ca. 8-9 Wochen bereiten sich die Jungstörche auf ihren ersten Flug mit den Eltern vor. Am 11.05.2021 sind die Jungen geschlüpft und am 09.08.2021 war die letzte Sichtung der Storchenfamilie.
Die Ortsgemeinde Rothenbach ist somit das erste Westerwälder Storchendorf, da bisher im geografischen Westerwald noch nie eine Weißstorchen-Brut bekannt geworden ist.
Kasimir und Lotta hatten 2021, 2022 und 2023 jeweils zwei und 2024 vier Junge großgezogen. Aktuell hat Kasimir den Horst angeflogen. Grundvoraussetzung für eine Ansiedlung ist nämlich, dass ein ausreichendes Nahrungsangebot im Umkreis von 5 km als ausreichend angesehen werden kann für die Aufzucht der Jungen. Weißstörche sind Opportunisten, was die Nahrungsauswahl betrifft. Sie können sich von Mäusen, Fröschen, Würmern, Schnecken, Wühlmäusen, Schlangen und Heuschrecken ernähren. Auch Aas und Nahrungsabfälle werden nicht verschmäht.
Nach drei Jahren sind Weißstörche geschlechtsreif, werden in der Natur ca. 20 Jahre alt und bleiben als Pärchen meist ein Leben lang zusammen. Ihr Verbreitungsgebiet ist Mitteleuropa. Als Zugvögel ziehen sie im Herbst gen Süden, meist nach Afrika, und rasten dort, wo ausreichend Nahrung zu finden ist.
Bedingt durch die Klimaerwärmung und Mithilfe des Menschen durch den Bau von Nisthilfen kann heute von einem gesicherten Bestand von Weißstörchen in Rheinland-Pfalz ausgegangen werden. Ein Indiz der Klimaerwärmung ist, dass sich die Nilgans aus Herkunftsgebieten in Afrika bis in den Westerwald verbreitet hat und dadurch auch zum Rückgang von Amphibien beiträgt, in dem sie sich u. a. von Froschlaich ernährt und einheimische Gänse verdrängt.
Die Darstellung der Artikel aus "Wir über uns - Verbandsgemeinde Wallmerod" erfolgt mit (freundlicher) Genehmigung der LINUS WITTICH Medien KG.